Neulich fanden wir im Netz eine Webseite, deren Eingangstext mit eine der Grundlagen für unsere Idee zum regionalen Kollektiv war: Unser Sport leidet auch im Jahre 2020 noch unter teilweise veralteten Gesetzgebungen – so werden wir Mountainbiker des Öfteren in die Illegalität gedrängt.
Allerdings stimmen wir diesem Gedankengang nicht zu: Es geht auch anders, nur leider ist dieser Weg steinig, sehr steinig! Es geht dabei um den kompletten Ritt durch die föderalistische Behördenlandschaft, um politische Ränkespielchen, begleitet von einer massiven Front an Gegnern, die nicht ansatzweise einen Funken Verständnis für unser Hobby und unseren Sport aufbringen können. Ein Weg, der kostbare Freizeit und Nerven kostet, Zeit die man im Sattel mit Gleichgesinnten verbringen könnte. Und trotzdem werden wir diesen steinigen Weg einschlagen müssen, um mit Teilerfolgen klarzumachen, dass mehr als 15 Millionen MTBler*innen in Deutschland keinen Trendsport ausüben. Wir reden hier von einem ständig wachsenden Volkssport mit vielen Facetten, der mit der Durchdringung der E-Variante noch mehr sprichwörtliche Fahrt aufnimmt. Und uns das fehlende adäquate Angebot in aller Deutlichkeit aufzeigt.
Aber, wie wir alle wissen, nur regional. Während Bike Kingdom XY, Home of Du weißt schon wer und Trans 08/15 um die Gunst der touristischen Einnahmen streiten und einen Hammetrail nach dem anderen mit schwersten Gerät aus Mutter Natur fräsen, werden wir anderswo gleich ans Kreuz genagelt, wenn wir zwei Hundehalter passieren, die optimalerweise beide Seiten des Weges verengen und grundsätzlich keine anderen Wegenutzer als sich selbst akzeptieren. Doch genug des Geschwafels, hierzu gibt es zahlreiche Berichte und Podcasts*. Höchstens noch die mehrheitliche Feststellung aus unserem Netzwerk, dass sich der grantelnde Deutsche im Urlaub jenseits der südlichen Bergkette oftmals in einen fröhlichen, Jedermann/frau mit einem lautstarken „Servus“ grüßenden liebenswerten Mitmenschen verwandelt. Punkt!
Fest steht, sowohl für die Errichtung eines kleinen Bike- oder Dirtparks bzw. eines Pumptracks als auch für die Anlage von Trails gilt: Ohne Netzwerk werdet ihr keinen Schritt voran kommen! Und 90% aller Entscheidungen laufen über die politische Schiene! Und sofern die Kommune, der Landkreis oder die Region nicht von sich aus tätig wird (gutes Beispiel ist die vom RVR offiziell angelegte Strecke auf der Halde Hoheward), müsst ihr selber anpacken.
- Also macht euch schlau, welche Politiker in eurer Kommune welche Position vertreten. Hierbei sind natürlich Regionen, die touristische Ziele verfolgen, meist eher an Hot Spots interessiert, als eine Großstadt oder ein Ballungsraum mit wenig Platz und hohem Konfliktpotenzial.
- Recherchiert, welche Konzepte vor Ort beschlossen werden oder bereits verabschiedet sind.
- Wälzt öffentliche Protokolle der Umweltausschüsse o.ä., um euch ein besseres Bild machen zu können.
- Welche Position hat der Fachbereich Sport (oder wie auch immer das Referat bei euch heißt)?
- Gibt es einen Referenten für Fun- und Trensport (obwohl wir von Volkssport reden, kann es im Bereich Bike-/Dirtpark/Pumptrack auch dort angesiedelt sein).
- Bildet ein eigenes Netzwerk über die Social Media Kanäle, aber bitte sachlich und professionell. Wenn ihr unerfahren seid, bittet Freunde, Eltern oder die Community um Hilfe oder schaut euch einfach im Netz um. Dort gibt es tolle Best Practice Beispiele.
Das alles hört sich schon mal ziemlich aufwendig an; ist es auch. Hinzu kommen Verträge, Fragen zur Versicherungspflicht, Fragen nach einem oder mehreren Verantwortlichen. Und dann braucht ihr in der Regel ein Konstrukt, welches hier die passenden Lösungen bietet. Eine IG reicht aufgrund der haftungsrechtlichen Ansprüche meist nicht aus, also ist das Ergebnis in 99% aller Fälle ein Verein. Na prima, herzlichen Glückwunsch: Gründungsversammlung, Vereinssatzung , Wahlen, Posten, Vereinsregister, DSGVO usw. Das hört sich doch schon spannend an, oder? So spannend z.B. wie eine Magen-/Darmspiegelung ohne Narkose. Eine kleine Anleitung zur Vereinsgründung findet ihr hier. Einfacher ist es da auf jeden Fall, sich einem Verein anzuschließen und evtl. nur eine neue Sparte oder Gruppe zu gründen.
Wir bauen einen Bikepark!
Gegenüber der Errichtung eines attraktiven Trailnetzes ist der Bau eines Bike-/Dirtparks oder Pumptracks geradezu ein Kinderspiel. Ihr überzeugt den Grundstücksbesitzer eures Wunschareals um Überlassung, Verpachtung, Vermietung o.ä., bastelt einen attraktiven Streckenplan und legt los. Was? So einfach? Nein, natürlich nicht. Ihr müsst zahlreiche Richtlinien bei den Bauten, Obstacles usw. beachten, müsst an die Peripherie denken (z.B. sanitäre Anlagen, Bänke, Beschattung, Beleuchtung, Umzäunung) und dann muss der Spaß ja auch noch finanziert werden. Entweder aus Vereinsmitteln, Spenden (Geld- oder Sachspenden), Crowdfunding oder mit Fördermitteln von Bund, Land oder Stadtsportbund (es gibt hier noch zahlreiche weitere Optionen). Und dann stellt sich noch die spannende Frage: Selber machen oder Profis engagieren? Weiter unten sind einige Entwickler aufgeführt.
Wir legen ein Trailnetz an!
Wer beim vorherigen Part schon in die Tastatur gebissen hat, der sollte hier nicht weiterlesen. Denn während Naturschutz im vorherigen Teil zwar nicht unbedeutend ist, tauchen hier völlig neuer Player am Horizont auf: Die Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände, das Umweltamt und zusätzlich Mitmenschen, die sich im gleichen Gebiet bewegen, wo eure angedachten Strecken liegen. Und plötzlich ist auch die Presse am Start; selten mit warmen Worten. Es sei denn, wir reden über die bereits oben erwähnten Regionen, die auf den Tourismus angewiesen sind. Da kannst du Abholzen, Baggern und Bauten errichten bis der Arzt kommt. Das Geld kommt dazu noch in Schubkarren angekarrt, weil Brausehersteller oder andere etablierte Industrieunternehmen als Sponsoren erkannt haben, das man mit diesen komischen Biker*innen Kohle verdienen kann.
Insgesamt müsst ihr auf jeden Fall noch viel tiefer in die Recherche einsteigen und noch strategischer denken. Ihr müsst euch mit Studien befassen, ihr müsst Zahlen und Fakten kennen. Ihr müsst selber Konzepte entwickeln, die wir möchten hier an dieser Stelle exemplarisch auf drei Dokumentationen verweisen, die sich bereits intensiv mit der Thematik befasst haben:
- Machbarkeitsstudie MTB-Konzept für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
- Leitfaden zur Entwicklung von MTB-Strecken und -Trails
- Projekt Lenne Trails – Ansprüche, Herausforderungen und Chancen (Danke an Jan!)
Entwickler und Anbieter von Servicedienstleistungen rund um Bike-/Dirtparks/Pumptracks/Trails
- Ahlering Trail Design
- Allegra – Wir entwickeln Mountainbike Destinationen
- Betonlandschaften
- Bike Projects
- DC Movement
- Diddie Schneider Consulting
- DSGN Concepts – Planungsbüro für urbane Bewegungsräume
- Ecoparc Concepts
- M-Ramps
- Modular pumptrack | Construction design & consultancy
- Natur-Projekte
- Parkitect
- Pathfinder – Trail Design & Construction
- Pumptrack.de
- Radquartier
- Schneestern – action sports engineered
- Tour Konzept – Perspektiven im Aktivtourismus.
- Tracks and Trails / Joscha Forstreuter
- Trailtech
- Turbomatik
- Velosolutions
Diese Liste enthält keine abschließende Aufzählung und dient auch nicht zum Zwecke der Werbung.
Wer unterstützt? Wo gibt es Infos?
- Natürlich die DIMB, ein Verein mit Pendants in aller Welt, z.B. die IMBA, die PTA, die SORCA etc.
- Der Deutsche Alpenverein (DAV)
- Das Mountainbike-Tourismusforum Deutschland (hier geht´s zum Interview mit Nico)
Diese Liste enthält keine abschließende Aufzählung und dient auch nicht zum Zwecke der Werbung.
Podcasts
- Wem gehört der Trail? Mountainbiker und Wanderer im Clinch
- Bergsport Mountainbike – Dialog statt Konfrontation
- Single Trails & Single Malt: Ist alles erlaubt, was nicht verboten ist?
- Single Trails & Single Malt: Robert Rieger über die Heumöderntrails und Legalisierung
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