Eigentlich war es fast zu befürchten: Seit dem 16. Juli 2020 gilt nun auch für das über die Stadtgrenzen beliebte Gebiet am Schwerter Ebberg ein Fahrverbot für Mountainbikes. Laut Pressemeldung der Stadt sind haftungsrechtliche Konsequenzen im Falle von Unfällen der Grund für die Maßnahme. Gleichzeitig zeigt sich die Verwaltung aber gesprächsbereit und will sich zeitnah mit der Community vor Ort und den zuständigen Behörden (u.a. Forstamt und Vertretern vom Kreis Unna) für eine legale Lösung an einen Tisch setzen.
Soziales Netzwerk vor dem Aus?
Für die Biker in dieser Region ein weiterer Schlag ins Gesicht. Nach dem Theater in Hörde, dem kürzlich ausgesprochenen Verbot rund um die Syburg und der Aktion in Hagen, trifft es nun einen schon fast legendären Spot. Die Strecken am Ebberg, der nur einen Kilometer Luftlinie von der südöstlichen Dortmunder Stadtgrenze entfernt liegt, existieren seit Jahrzehnten und sind über alle Generationen beliebt. Die Community vor Ort berichtet von den vielen Jugendlichen aus allen Schichten, die hier einen der wenigen attraktiven Orte in der Umgebung zur Ausübung ihres Hobbys finden. Wird der Spot endgültig geschlossen, so beraubt man nicht nur die Kids und Teens um einen wichtigen Treffpunkt, der neben dem sportlichen Aspekt auch die Basis für ein wichtiges soziales Netzwerk abseits der Online-Medien darstellt.
Der Ebberg sei zudem ein Paradebeispiel dafür, dass Wanderer, Reiter und Mountainbiker konfliktfrei miteinander den gleichen Erlebnisraum nutzen. Dispute unter den verschiedenen Waldnutzern, die anderswo fast schon zur Tagesordnung gehören, sind hier kein Thema. Ebenso gibt es hier keine Probleme mit wilden Müllbergen; dafür sorgt scheinbar ein akzeptierter Kodex unter den zahlreichen Nutzern und Besuchern.
Warum gerade jetzt?
Die Begründung zur Sperrung löst bei vielen Biker*innen Verwunderung aus. Woher kommt plötzlich dieser Sinneswandel, die über Jahre geduldeten Strecken quasi über Nacht zu verbieten? Hier tut Aufklärung not, denn gerade die rechtlichen Halbwahrheiten und Unkenntnisse, die in manchen Foren verbreitet werden, lassen den Puls der Betroffenen oft unnötig schneller schlagen. Die Folge ist dann meistens ein Shitstorm, der einen sachlichen Dialog mit den Behörden zusätzlich erschwert. Hier werden wir versuchen, weitere Informationen von der Stadt zu erhalten. Wer Langeweile hat, kann sich auch allerdings auch gerne selbst mit dem Forstgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen, dem Bundeswaldgesetz und verschiedenen BGH-Urteilen auseinandersetzen.
Was passiert, wenn nichts passiert?
Auch wenn wir mitten in der Ferienzeit sind, auch wenn die Kommunalwahlen und die Wahl zum Ruhrparlament vor der Tür stehen und sich dadurch möglicherweise Verschiebungen in der politischen Landschaft ergeben: Wir brauchen Lösungen! Und diese Lösungen brauchen wir schnell. Wir alle wollen jetzt Spaß haben und unseren Sport in all seinen Variationen wie XC, Trail, Enduro und Downhill heute erleben. Und das hier vor Ort, bei uns im Ruhrgebiet! Nicht nur im Sauerland oder in den Alpen! Wir reden über eine stabilen Breitensport, dessen Veranstaltungen mittlerweile tausende Zuschauer anziehen. Daher können wir nur abermals an alle Entscheider appellieren, endlich aufzuwachen und zu handeln.
Wir können aber auch zusehen, wie unnötige Ventillösungen entstehen, die wiederum negative Presse auslösen. Wollen wir das wirklich? Natürlich nicht, also werden Vertreter der Community das Angebot zu weiteren Gesprächen nutzen. Und dafür bereits jetzt schon ein tausendfaches Dankeschön. Danke für eure Zeit und euer Engagement!
Über die weitere Entwicklung halten euch natürlich auf dem Laufenden!
Euer Team vom Bikepark Ruhrpott
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So langsam tut sich was im unterentwickelten MTB-Deutschland. Weiter so!
Ein Gedanke zu “Jetzt auch noch der Ebberg!”