27. Juli 2024

Hagen Route 02 im Spotcheck

Logbucheintrag 20200503, It’s still Corona time! Nur für später als Erinnerung: Weltweit mehr als 3,5 Mio. Infizierte, mehr als 250.000 (!) Tote und seit einer Woche tragen wir Masken.

So weit, so schlecht. Aber denken wir positiv: Wir haben keine Ausgangssperre, der Frühling entwickelt sich prima und weitere Lockerungen stehen an. Zu zweit Corona-konform biken ist auch erlaubt. Also habe ich mir ein neues Ziel ausgesucht, welches als legale und offizielle MTB-Runde klassifiziert ist. Ich hatte noch diese Hinweisschilder in Hagen von einer Tour in 2017 oder 2018 vor dem geistigen Auge.

Also im niemals vergessenen Netz die hilfreichen Suchbegriffe eingehackt und prompt mit dem Ergebnis belohnt worden.

Damit der folgende Teaser auch bei Löschung der Quelle erhalten bleibt, habe ich diesen kopiert:

Rund um die Stadt Hagen gibt es zwei offizielle Mountainbike-Touren, die die schönsten Trails der Stadt vorstellen. Die erste Tour führt Euch auf über 11 Kilometern Länge durch den Stadtwald von Hagen. Der Kaiser-Friedrich-Turm ist ein lohnenswertes Ziel, von hier blickt man besonders schön ins Ruhrtal. Am Ende wartet eine schöne Abfahrt den Goldberg hinunter. Die zweite Tour führt über 22 Kilometern Länge zunächst über den gleichen Weg, jedoch deutlich weiter bis in den Stadtteil Hestert. Zwischenanstiege und zusätzliche Abfahrten sorgen bei dieser längeren Runde für noch mehr Mountainbike-Spaß. Beide Touren sind ausgeschildert und können daher leicht nachgeradelt werden. Während sich die erste Tour auch sehr gut für Einsteiger in den Mountainbikesport eignet, ist die zweite Tour eher für Fortgeschritten gedacht. Gemütliche Gaststätten bieten sich für Pausen an.

Obwohl Buddy Tobi kein großer Uphill-Freund ist, war er mit einer Zusage für Sonntagmorgen schnell dabei. Wir steuerten einen der beiden vorgeschlagenen Startpunkte an (Parkplatz am Stadtgarten, Parkscheibe/3h) und gehörten gegen 09.30 Uhr zu den ersten Fahrzeugen. Bei unserer Rückkehr war der Platz komplett belegt inkl. einiger Autos in der Warteschleife. Grundsätzlich haben wir auf der Tour zahlreiche Abstellmöglichkeiten gesehen, sodass nicht zwingend die beiden vorgeschlagenen Einstiege genutzt werden müssen.

Direkt am Einstieg steht ein großes Hinweisschild mit dem übersichtlichen Routenplan und stimmte uns mit dem Hinweis auf 920 Höhenmeter auf Tour Nr. 2 ein. Die entsprechende Grafik deutete ein klassisches Auf- und Ab an (wie willst du sonst die Höhenmeter auch auf 22 Kilometer verteilen).

Es ging ziemlich breit los und die Beschilderung kann man grundsätzlich als gut bezeichnen. Das durch Vandalismus und Witterungseinflüsse das ein oder andere Schild fehlt, ist leider normal. Einige Ungereimtheiten sind daher auch normal, daher solltet ihr zur Sicherheit Karte oder elektronische Unterstützung mitnehmen.

Wie gesagt, es ging breit los, wurde aber auch irgendwie nicht schmaler. Klassische Waldautobahn, auf der Wurzelteppiche keine Chance hatten. Die erste gewonnene Höhe wurde durch eine etwas längere Abfahrt eliminiert, dann wieder hoch zum Babywald.

Hier besteht zum ersten Mal eine gute Gelegenheit zum Verschnaufen und Weitblick genießen. Anschließend folgte der erste schmalere Weg, der uns etwas Hoffnung auf eine Steigerung der Glückshormone machte. Allerdings wurde die aufkommende Freude durch eine stumpfe Asphalt-Abfahrt im Keim erstickt und führte uns ganz unromantisch durch den Ortsteil Hestert. Um wieder erforderliche Höhe zu gewinnen (wir brauchen ja schließlich 920 Höhenmeter) benutzt die Runde hier ein längeres Teilstück einer langweiligen und gefährlichen Landstrasse, welche insbesondere am Wochenende stark von Autos und Motorrädern frequentiert wird. Radfahrstreifen Fehlanzeige.

Die nächste Einfahrt zurück in das Waldgebiet offenbarte allerdings strecken technisch auch keine weiteren Highlights. Logischerweise immer wieder eine Mischung aus Aufstiegen und Abfahrten, wobei auf den Abfahrten bei voller werdenden Wanderwegen aus Rücksicht auf andere Waldnutzer das Tempo extrem heruntergeschraubt werden musste.

Fazit I

Bis auf etwas Konditionsaufbau und den Spaß am Uphill bietet die Runde wenig. Selbst als Teil einer CTF, von denen wir schon einige in den Beinen haben, bietet die Tour wenig Abwechslung und kann in keinster Weise der o.a. Ankündigung gerecht werden. Sofern sich der Charakter nur über die zu bewältigenden Höhenmeter definiert, ist das unserer Meinung nach zu wenig. Da waren Tobi und ich uns schon nach wenigen Kilometern im Klaren.

Doch soll das wirklich schon alles gewesen sein? Also zu Hause nochmal an den Rechner. Und siehe da, das war alles gar nicht so gemeint. Zum einen fand ich einen guten Presse-Bericht zum Hintergrund der Entstehung der beiden Routen. Und eine Webseite im Template-Modus der frühen 2000er. Und hier hört sich die Beschreibung deutlich realitätsnäher an:

„Die Route 2 führt über ca. 12,6 km Forstwege mit grob befestigter Auflage und etwa 9 km asphaltierte Straßen, die zum Teil auch für den öffentlichen Verkehr freigegeben sind.“

Fazit II

Wenn du diese Info hast, bin ich d´accord, aber auch nicht glücklicher,

Grundsätzlich gilt: Allen, die für die Strecke gekämpft haben, hier ein herzliches Dankeschön. Und auch Danke an die Stadt Hagen, die sich 2008 auf das Projekt eingelassen hat. Im 2020er Kids-Slang: Big Shout out to all supporters!

Steter Tropfen höhlt den Stein…  

Pro:

  • Natur (machste nix falsch)
  • Parkmöglichkeiten
  • Einkehrmöglichkeiten

Contra:

  • Stupide Vernichtung von Höhen- und Tiefenmeter
  • keine Highlights
  • keine (aber auch wirklich keine) Trails
  • Gefährliche Landstraße
Immer eine Handvoll Schotter unterm Reifen

Meine bzw. unsere Meinung ist nicht der Maßstab. Daher unser Tipp: Selber fahren!

Link zum GPX-DL

Link zum PDF

Zitat aus der 2008er Webseite: „In den nächsten Jahren soll das Streckennetz Schritt für Schritt ausgebaut werden, denn natürlich haben Hagens Wälder noch mehr zu bieten…“

Wenn wir da an einem Strang ziehen, geht da noch was???

Denn wie kann es sein, dass sich anderswo die Tourismusverbände den Allerwertesten aufreißen und sich um die Gunst der „ach so bösen Biker*innen“ prügeln, während wir hier Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen, als würden wir ein Atomkraftwerk bauen. Da wirkt folgende Presseinfo aus der WAZ am 6. Mai wie eine ordentliche Backpfeife, egal ob E-Bike oder Bio-Bike!

E-Bike-Trail im Salzkammergut

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